Bäääh! Das mag ich nicht!
- Yacine Moldt
- 8. Sept. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Apr. 2024
Warum dein Kind so übertrieben reagiert - obwohl es noch nicht mal probiert hat.
Macht dein Kind das auch? Gibt deinem mit Mühe und Liebe gekochten Essen gar keine Chance und behauptet sofort mit einer felsenfesten Überzeugung, dass es das nicht mag. Es lehnt Gerichte ab ohne zu probieren.
Teilweise sogar sehr übertrieben und laut:
Ihhh, das ist ekelig!
Das stinkt!
Das mag ich nicht!
Das will ich nicht essen!

Und du denkst: "Kind. Woher willst du das wissen? Du hast doch noch gar nicht probiert!".
Du hast dir in der Küche echt Mühe gegeben und kannst dir auch gut vorstellen, dass es deinem Kind sehr wohl schmecken würde - du kennst ja deine Pappnase.
Also wäre es doch eine gute Regel, wenn alles zumindest mal probiert werden muss.
Wenn es dann wirklich nicht schmeckt, kann dein Kind immer noch etwas anderes bekommen. Nudeln zum Beispiel oder Brot.
Keine gute Idee.
Lass' mich eine Geschichte von einer Kundin aus meinem Picky Eater Coaching erzählen:
Ihr Sohn hat immer genau so übertrieben reagiert. Also wurde die Regel "Alles muss probiert werden" eingeführt.
Der 4-Jährige war aber ja nicht dumm. Er hatte schnell raus: Es reicht, wenn ich einen mikroskopisch kleinen Happen auf meine Gabel mache und in den Mund stecke. Wenn ich dann direkt sage, dass es mir wirklich nicht schmeckt, bekomme ich etwas anderes.
Da hatten die Eltern natürlich auch kein Argument mehr. Der Sohn hat ja probiert.
Das Problem: Er hat dem Essen überhaupt keine Chance gegeben.
Er WOLLTE gar nicht, dass es schmeckt.
Er WOLLTE nicht mal wissen, wie es schmeckt.
Er WOLTE es schlichtweg nicht essen.
Diese Regel verhindert also, dass Kinder neugierig und offen sind.
Was kannst du stattdessen tun?
Dein Kind sanft dazu bewegen, doch zu probieren?
Du könntest ja einfach mehrmals fragen, vorschlagen und selbst zeigen, wie lecker das Gericht ist.
Nope.
Was dein Kind dir eigentlich sagen möchte, wenn es direkt ruft "Bääh, das mag ich nicht!":
Ich bin gerade noch nicht bereit, dieses Lebensmittel zu essen und habe Angst, dass du das von mir erwartest.
Also muss ich mich laut und deutlich davor schützen.
Wenn du also mit Engelszungen auf dein Kind einredest, versuchst es zum Probieren zu überreden und mit anderen sanften Mitteln überzeugen willst, ändert das nichts an der momentanen Überzeugung deines Kindes.
Es fühlt sich jetzt gerade nicht bereit.
Das Lebensmittel ist sehr gruselig für dein Kind.
Das ist ihm zu viel.
Selbst wenn es in dieser Situation nachgibt und probiert, hat es danach keine positive Beziehung zu diesem Essen aufgebaut.
Es wird beim nächsten Mal auch nicht probieren wollen.
Wie wäre es, wenn wir aus dieser Negativspirale ausbrechen?
So bringst du deinem Kind bei, ganz freiwillig zu probieren:
Ohne Druck regelmäßig anbieten
Zeigen, wie du und andere es essen (ohne danach mit einer Vergiftung vom Stuhl zu fallen)
Spielerisch das Interesse fördern
Der letzte Punkt ist mein Liebling.
Ich empfehle dir: Spielt mit dem Essen! Denn genau so lernen Kinder.
Indem sie spielen.
Wenn dein Kind mit dem Essen spielt, kann es die Eigenschaften der Speisen erkunden.
Je mehr Informationen es sammelt, desto weniger gruselig ist es.
Kinder sind von Natur aus neugierig.
Kinder wollen wissen, wie die Welt funktioniert.
Und wenn dein Kind schon weiß, wie Brokkoli aussieht, wie er riecht, wie er sich anfühlt, was man alles damit kochen kann und wie er wächst, dann möchte es irgendwann auch wissen, wie er schmeckt.
Jetzt denkst du vielleicht:
Hilfe, das klingt super aufwändig und nach SEEEEHR viel Herumgematsche und Lebensmittelverschwendung.
Das muss beides absolut nicht zutreffen.
In meinem eBook Kann ich mal probieren? zeige ich dir, wie du Spiele und Aktivitäten strategisch und easy in euren Familienalltag integrierst - ohne Überforderung, Chaos oder Verschwendung.
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