Die 5 gängigen Tipps & Tricks, damit Kinder besser essen – und warum sie nicht funktionieren.
- Yacine Moldt
- 3. Apr. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Mai 2023
Erfahre, warum Zwang, Bestechung und Tricks beim Essen kontraproduktiv sind und welche langfristigen Schäden sie bei Kindern anrichten können.

Es ist wohl eines der größten Rätsel für Eltern:
Wie bringt man das Kind dazu, besser zu essen? Die gängigsten Tricks und Tipps können leider eine Menge Schaden anrichten.
Manchmal helfen sie tatsächlich, damit Kinder kurzfristig mehr Gemüse oder Vollkorn essen.
Aber langfristig stehen sie einem gesunden Verhältnis zum Essen im Weg und sorgen nicht dafür, dass Kinder sich für den Rest ihres Lebens gerne gesund und ausgewogen ernähren.
Hier kommen die häufigsten Tricks und Tipps und warum sie nicht funktionieren:
„Das ist gesund für dich, das musst du essen.“
Häufig wird versucht, Kinder mit logischen Argumenten von Brokkoli, Naturjoghurt und Vollkornbrot zu überzeugen.
Aber gerade durch diese Kategorisierung der Lebensmittel in „gesund“ und „ungesund“ machen wir es noch unwahrscheinlicher, dass die gesunden Lebensmittel gegessen werden.
Denn: Häufig werden die „gesunden“ Lebensmittel nicht auf Anhieb gemocht.
Die Kinder merken sich: "Alles was gesund ist, schmeckt nicht!" Sie verallgemeinern eben stark.
Und so lernen sie, dass gesundes Essen nicht schmeckt.
Wie wahrscheinlich ist es da, dass sie sich – wenn sie erwachsen sind - gerne Salat oder Linsensuppe zubereiten?
Versteck' das Gemüse

Es ist verlockend. Wenn dein Kind einen Bogen um Paprika macht, versteck ihn einfach püriert in der Tomatensauce.
Oder mach Bratlinge, in die du jede Menge Gemüse & Hülsenfrüchte schmuggelst.
Oder Pizza, bei der der Teig aus Blumenkohl oder Zucchini besteht.
Auch beliebt: Gemüsenuggets!
Es gibt auch gefühlt 1 Million Rezepte für Brownies, Muffins und Waffeln, in denen Gemüse Raspeln untergebracht werden.
Don’t do it!
Es gibt gleich 3 Gründe, warum du niemals heimlich Gemüse im Essen deines Kindes unterbringen solltest:
Dein Kind lernt dadurch nicht, dass es regelmäßig Gemüse isst und dieses sogar mag. Es ist ein Lernprozess, ungeliebte Lebensmittel doch zu akzeptieren und zu mögen. Je häufiger der Kontakt besteht und je häufiger etwas gegessen wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass es auch eines Tages gemocht wird. Aber das geht nur, wenn dein Kind diese Lebensmittel auch bewusst isst. Sonst denkt es einfach "Brokkoli ist dieses komische grüne Zeug, das ich nicht mag und niemals essen würde" – dabei stimmt das gar nicht.
Du bringst deinem Kind nicht bei, wie eine ausgewogene Mahlzeit aussieht. Denn wenn du zum Beispiel die Zucchini immer in zuckerfreien, „gesunden“ Schoko Muffins tarnst, und es die an drei Tagen pro Woche gibt, lernt dein Kind: Es ist normal, 3 mal pro Woche Schoko Muffins zu essen. Es weiß ja nicht, dass das keine gewöhnlichen Muffins sind.
Wenn dein Kind dich erwischt, hast du verkackt. Seriously. Wenn dein Kind dich dabei erwischt, wie du Lebensmittel in seinem Essen versteckst, die es als ungenießbar, ekelig und giftig einstuft (und für dein Kind sind diese Labels durchaus ernst gemeint), dann bist du nicht mehr vertrauenswürdig. Dann wird dein Kind dem Essen noch mehr misstrauen. Noch skeptischer werden. Wenn ich höre, dass in meinen vegetarischen Burger heimlich Pferdefleisch gemischt wird, gehe ich garantiert niemals wieder in dieses Restaurant. Das ist der Vertrauensbruch erster Güteklasse. Das Trojanische Pferd. Tu’s nicht!
Nachtisch bekommst du nur, wenn du dein Gemüse gegessen hast.
Durch ein solches Belohnungssystem wird einfach alles durcheinander gebracht.
Süßes wird auf ein Podest gestellt. Der Nachtisch ist der Gewinn, der Gold Topf am Ende des
Regenbogens.
Begehrenswert.
Wertvoll.
Muss ich unbedingt haben.
Und das Sauerkraut?
Das ist dieses komische, ekelige Zeug, das ich leider essen muss.
Gemüse wird abgewertet hat keine Chance mehr, sein Ansehen zu verbessern.
Eines Tages wirst du nicht mehr neben deinem Kind sitzen um zu kontrollieren, was es isst. Und dann es wird so viel von dem wertvollen Schatz aka Nachtisch wie möglich essen wollen. Und garantiert kein Sauerkraut...
Ups.
Das ist ja das Gegenteil von dem, was wir uns eigentlich vorgestellt haben.
Alles muss probiert werden
Diese Regel gibt es in vielen Familien.
Der Gedanke dahinter: Wenn man noch nicht probiert hat, kann man ja nicht wissen ob es schmeckt.
AAAABER… viele Kinder geben dem, was sie da probieren müssen keine echte Chance.
Die Mama eines Picky Eaters aus meinem 1:1 Coaching hat mir mal erzählt:
"Er ist ja nicht dumm. Er probiert einfach ein winziges Stückchen – so klein dass man es kaum sehen kann – und ruft dann sofort: Ihhhh! Das schmeckt nicht! Ich brauch' was anderes."
Das heißt, das Kind probiert um den Frieden am Tisch zu wahren – es möchte ja grundsätzlich, dass du zufrieden bist – aber gleichzeitig ist es absolut nicht bereit, den Blumenkohl zu mögen.
Kannst du also auch einfach lassen.
Das Auge isst mit
Kauf‘ dir nen Haufen Ausstecher, schöne Teller, lustiges Besteck.
Gestallte Brotboxen, die aussehen wie kleine Kunstwerke.
Und wenn das nicht reicht: Mach Clown Gesichter, Landschaften oder Schmetterlinge auf dem Teller eines Kindes.

Sorry, aber dieser Tipp macht vor allem eines:
Viel Arbeit.
Ja, das Auge isst mit.
Aber damit ich etwas esse, muss es schon mehr als „hübsch“ sein. Bärchen Wurst ist zwar niedlich, aber ich esse halt kein Fleisch.
Dieser Tipp ist durchaus valide. Aber es ist eher die Kirsche auf der Sahne. Wenn alles andere stimmt, also das Kind sich beim Essen wohl fühlt, Paprika schon ein guter Bekannter ist und der Appetit da ist, dann kann es sein, dass ein Paprika-Schmetterling der letzte Stupser ist, der gebraucht wird um reinzubeißen.
Davor muss aber einiges im Kind passieren.
Und das ist auch meine Kernbotschaft:
Diese Tricks und Tipps zielen alle darauf ab, unsere Kinder – und deren Instinkte & Schutzmechanismen – auszutricksen.
Statt ihnen beizubringen, sich gerne ausgewogen zu ernähren, versuchen wir, das Essen in sie hineinzuschmuggeln oder sie mit Druck oder Logik zu überzeugen.
Dabei sind Kinder gar nicht grundsätzlich gegen gesundes Essen. Sie brauchen die richtigen Grundbedingungen und das passende Angebot. Und vor allem darfst du deinem Kind vertrauen und eine große Portion Geduld mitbringen.
Die harte Wahrheit:
Durch deine Bemühungen – und ich weiß, du meinst es gut und möchtest nur das Beste für dein Kind – aber durch deine Bemühungen hat dein Kind eine Schutzmauer aufgebaut.
Es möchte sich vor deinen Überzeugungsversuchen und Tricks schützen. Und lehnt alles ab, was irgendwie „gesund“ sein könnte.
Ihr habt einen Kriegs-ähnlichen Zustand.
Wenn du möchtest, dass dein Kind die Schutzmauern abreißt und den Brokkoli herein lässt, muss Frieden herrschen.
Und wie du diesen Frieden an euren Esstisch holst, zeige ich dir in meinem Programm Drama to Peace.
Wenn erst Frieden herrscht, könnt ihr alle in Ruhe essen.
Dann musst du nicht mehr hinterher sein, damit etwas Vernünftiges in deinem Kind landet.
Das macht dein Kind dann freiwillig aus eigener Motivation.
Klicke HIER für mehr Informationen zu Drama to Peace!
Das mit dem untermogeln hätt ich nich gedacht.. aber klingt logisch. Danke für den tollen Beitrg