Ist dein Kind ein Picky Eater?

Viele Kinder essen irgendwann komisch. Sie werden skeptischer und wählerischer. Und ja, häufig geht diese Phase von allein vorüber.

ABER. Echtes Picky Eating verschwindet nicht einfach. Die Verhaltensmuster festigen sich immer weiter, bis die Kinder plötzlich erwachsen sind und nicht gelernt haben, etwas anderes als die immer gleichen 5 Lebensmittel zu essen.

Lies' weiter, wenn du wissen möchtest, ob dein Kind ein echter Picky Eater ist oder ob es doch nur eine Phase ist und du dich getrost zurücklehnen kannst.

Picky Eating ist kein kein offiziell definierter Begriff. Dadurch gibt es auch keine einheitlichen Kriterien. Ich arbeite seit mehreren Jahren mit Eltern von Kindern, die sehr wählerisch essen und bei diesen Anzeichen klingeln meine Alarmglocken:

1. Kleine Auswahl

Ein häufiges erstes Anzeichen, dass ein Kind sich zu einem Picky Eater entwickelt, ist eine eingeschränkte Anzahl von akzeptierten Lebensmitteln. Denn je mehr verschiedene Dinge dein Kind isst, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es immer etwas zu essen findet und auch alle wichtigen Nährstoffe bekommt.

Dabei muss dein Kind natürlich nicht alles sofort und gerne essen. Eine gewisse Skepsis und eigene Meinung (Willkommen Autonomiephase 🥴 ) ist völlig normal.

Wenn dein Kind allerdings weniger als 20 verschiedene Lebensmittel isst, solltest du hellhörig werden. Bei weniger als 10 rate ich dir, allerspätestens aktiv werden und dein Kind unterstützen, die Liste wieder wachsen zu lassen.

2. Lebensmittelgruppen

Dein Kind meidet eine oder sogar mehrere Lebensmittelgruppen? Das erhöht das Risiko für einen Nährstoffmangel erheblich. Eine Lebensmittelgruppe ist zum Beispiel Gemüse oder Milchprodukte.

Gewisse Vorlieben haben alle Menschen - kritisch wird's, wenn Lebensmittel grundsätzlich und sehr vehement abgelehnt werden.

Du kannst etwas genauer hinschauen: Meidet dein Kind alle Milchprodukte oder bestimmte Produkte? Also rührt keinen Joghurt an, aber Butterkäse ist ok? Das ist ein großer Unterschied.

Ihr ernährt euch vegan oder vegetarisch und deshalb habt ihr Lebensmittelgruppen ausgeschlossen? Das ist natürlich etwas anderes, weil es eine bewusste Entscheidung ist.

ABER Achtung: Kinder, die nach einer besonderen Ernährungsweise leben, haben eine gewisse Anfälligkeit für Picky Eating.

3. Heftige Reaktion

Dass Kinder etwas skeptisch oder zurückhaltend sind, ist nicht ungewöhnlich.

Aber fängt dein Kind an zu weinen, weil du Gemüse auf den Tisch gestellt hast? Ekelt sich so sehr, dass es kaum im gleichen Zimmer bleiben mag? Hat richtig Angst vor völlig harmlosen Dingen wie Brokkoli?

Oder möchte dein Kind nur allein, ohne den Rest der Familie essen, meidet gemeinsame Mahlzeiten im Kindergarten oder auf Festen und ist total unflexibel?

Dann steckt mehr dahinter! Nimm' das auf jeden Fall ernst und finde heraus, was los ist!

In solchen Fällen ist die Ursache für das wählerische Essverhalten oft nicht das Essen an sich - aber solange die Ursache nicht aufgelöst ist, bleibt das Essverhalten unverändert.

4. Konsistenz

Es kann passieren, dass Picky Eater sich auf eine bestimmte Konsistenz festlegen. Sie essen dann nur weiche Lebensmittel wie Nudeln, Weißbrot (ohne Rinde) und Banane oder nur harte Dinge wie Knäckebrot und Salzstangen.

Grundsätzlich ist natürlich auch hier voll OK, eigene Präferenzen zu haben. Ich zum Beispiel mag getoastetes Brot nicht all zu gerne, weil es so laute Geräusche in meinem Kopf macht 🫨 - aber ich würde es essen, wenn es gerade nichts anderes gibt und ich Hunger habe. Sehr striktes Ausschließen von bestimmten Konsistenzen oder Texturen kann auch auf ein körperliches Problem hindeuten - zum Beispiel beim Kauen oder Schlucken - und sollte von einer*m Kinderärzt*in überprüft werden. Behalte das unbedingt im Auge.

5. Kleiner Monk

Kennst du Monk, den neurotischen Privatdetektiv?

Wenn schon Kleinigkeiten dein Kind vom Essen abhalten, kann das langfristig schwierig werden.

Was meine ich mit Kleinigkeiten? Die falsche Nudelform. Eine andere Geschmacksrichtung beim Eis. Die andere Joghurtmarke. Käsewürfel statt Scheiben.

Kleinigkeiten halt.

Und es geht noch weiter: Manche Picky Eater können auch nicht essen, wenn sie nicht den einen besonderen Teller haben oder das falsche Besteck. Wenn sie selbst oder jemand anderes nicht auf dem gleichen Platz sitzt wie sonst.

💡 Dieses "Kleiner Monk"-Verhalten zeigt dir, dass dein Kind gerade sehr nach Sicherheit am Esstisch sucht.

Und? Ist dein Kind ein Picky Eater?

Hast du bei mehreren Punkten dein Kind wiedergefunden?

Ich habe noch ein wichtiges Kriterium unterschlagen;

Belastung.

Ist die aktuelle Esssituation eine Belastung für dich und/oder dein Kind?

Dreht sich bei dir alles darum, wie du (gesundes) Essen in dein Kind hineinbekommst?

Stehst du morgens mit der Frage auf, ob dein Kind heute besser Essen wird und gehst abends mit der Sorge, dass es wieder nicht genug war, zu Bett?

Oder merkt dein Kind, dass es anders ist, möchte nicht zu Kindergeburtstagen oder in den Urlaub, weil es dort nicht die gewohnten Lebensmittel gibt? Kann nicht zum Mittagessen im Kindergarten bleiben, weil es nie mitessen kann?

Dann ist das ein Grund, etwas zu ändern.

Denn Wenn das Essensthema euer Leben schon so sehr bestimmt, wird es sich nicht einfach eines Tages auflösen.

Kennst du schon meinen Picky Eater Guide? ⤵️